KölnerLichter abgesagt: Der Himmel in diesem Jahr nicht erleuchtet.
Die Gegenwart unter dem Damokles-Schwert der Corona-Pandemie produziert lauter Leerstellen und Abwesenheiten. So werden die Kölner Lichter in diesem Jahr nicht stattfinden und damit ein weiteres
Highlight im jährlichen Kölner Event- und Veranstaltungsuniversum verglühen. Den Menschen, die potenzielle Besucher dieses Events waren, wurde notgedrungen etwas versagt. Aber was
eigentlich?
Die Kölner Lichter sind eine pyrotechnische Super-Show, ein Feuerwerk der Extra-Klasse. Man könnte sagen, es wird das Urelement Feuer kunstvoll in eine ästhetische Szenerie gesetzt, begleitet und
synchronisiert von einer anderen Kunstform, der Musik. Dem Philosophen Theodor W. Adorno wird eines der wenigen Zitate über das Feuerwerk zugeschrieben, in dem er vom Feuerwerk als der
perfektesten Form der Kunst spricht: Im Moment der höchsten Vollendung entzieht es sich dem Betrachter wieder.
Seit Mitte März machen wir die Erfahrung, dass Gewohntes und Liebgewonnenes uns entzogen wird, allerdings in der Regel ohne den Umstand, dass diese Erfahrungen zur Kunstform gereichen, vermutlich
waren sie vorher auch nicht vollendet. Doch Entzugsfahrungen wecken Bedürfnisse nach ebendieser Fülle, die uns genommen wurde. Die Fülle ist hier in der ästhetisch aufgeladenen Symbolkraft des
ins Werk gesetzten Feuers zu suchen. Feuer steht für Transformation, für Umwandlung, wir können es zwar bändigen, in eine Form bringen, nur die Umwandlungsprozesse sind, einmal angestoßen, Teil
des nicht zu bändigendes Wesen des Feuers. Asche und Rauch am Ende. Der Rausch des Faszinosums Feuerwerk bei den Kölner Lichtern am nächtlichen Himmel lässt uns für eine halbe Stunde an diesen
Prozessen der inneren Reinigung und Neuausrichtung teilhaben. In diesem Sommer nicht - doch gerade in diesen Zeiten hätten wir es mehr denn je gebrauchen können.
© Dirk Büsken
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