Wenn der Fan zum Geist wird


Am 11. März wurde der 1. FC Köln Teil der Bundesliga-Geschichte, als er das erste Geisterspiel vor leeren Rängen gegen Borussia Mönchengladbach bestritt. Ab dem 17. Mai werden weitere Geisterspiele auf den FC zukommen. Das RheinEnergieStadion wird dann zum Ort eines fußballerischen Dramas ohne Zuschauerpräsenz, zwar mit organisatorischen Abläufen, jedoch ohne Inszenierung. Für die Fußballer eine seltsam anmutende Aufführung vor Fans, die sie als immaterielle Geistwesen imaginieren müssen, die real abwesend und virtuell anwesend sind. Das ist eine kaum zu erreichende Abstraktionsleistung. Das Stadion braucht die physische Gegenwart der Fans, damit das Spiel zu einem sinnlichen Erlebnis wird. Es braucht einen gemeinsam geteilten Resonanz- und Erregungsraum über eine körperliche Gegenwart. Geisterspiele zeigen uns, dass wir vor allem leibliche Wesen sind, d.h. unsere Körper sind beseelt und emotionalisiert, sie kreieren eine Atmosphäre, in welcher Austausch stattfindet, der nicht „virtuell“ nachgeahmt werden kann. Beim ersten Geisterspiel am 11. März gab es Fans, die sich vor dem Stadion aufhielten. Damit sollte ein Zeichen der Unterstützung gesetzt werden. Einerlei ob dieses von Erfolg gekrönt war oder nicht, hier wurden die Fans zu „Geistern 2. Ordnung“: Real anwesend und dennoch abwesend. Das Stadion mit seinen Innenbegrenzungen bleibt die Hauptbühne. Stellen wir uns vor, im Theater hebt sich der Vorhang und die Theaterbesucher bleiben im Foyer: Gruselig!

© Dirk Büsken

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